nightliner

 

und in der hälfte seines leben stellte sich der tod vor. mit richtigem paukenschlag und allen dazu gehörenden nebeneffekten.

gegen ende des winters glaubten sich die meisten schon von der üblichen grippe gerettet, als sich der held dieser lettern eines morgens bewusst wurde, dass er unmöglich aufstehen könne. die schädeldecke schmerzte, in die knochen stachen tausende kleine nadeln, der magen spülte seine säuren in unkontrollierten abständen bis knapp an den gaumen und hinterließ einen leicht säuerlichen geschmack. der mann versuchte sich zu erinnern, ob er am abend zuvor etwa, wie meistens, zu viel getrunken hatte, aber die erinnerung versagte angesicht der kopfschmerzen, die dieser versuch verursachte. also legte er sich wieder zurück ins bett und nahm sich vor, zunächst an nichts zu denken. und da fühlte er plötzlich, wie das bett unter ihm sich zu bewegen begann, nicht heftig, jedoch regelmäßig, er hielt sich seitlich an den brettern fest, sein körper begann zu zittern, er bäumte sich auf, oder wurde aufgebäumt, dann spürte er seinen magen, stürzte ins klo, übergab sich und kroch anschließend zurück ins bett wie ein geschlagener hund.

er konnte nichts essen und allmählich richteten sich gedanken ein, die ihm unbekannt waren. er bemerkte, dass das fenster offen war, wollte es schließen, erhob sich und in dem moment, als er davor stand und seine augen auf die straße fielen, wusste er, dass er es wieder sofort schließen musste, oder er würde diesem plötzlichen druck nachgeben und springen. tot sein. die türen schließen. alles vergessen können. eine handfeste depression. das war der erste gedanke. doch was damit anfangen? nachgeben? wem sollte das nützen? aber auch: wem sollte das schaden? vieles sprach eigentlich fürs nachgeben. je länger er daran dachte, desto klarer wurde ihm, dass sein tod eigentlich nur positive auswirkungen hätte. sicher am anfang ein bisschen trauer vielleicht, aber das würde sich bald legen, und dann bekämen seine geschiedene frau und der sohn zwei lebensversicherungen ausbezahlt, außerdem könnten sie seine wohnung verkaufen oder vermieten. die geschiedene frau könnte den rest ihres lebens in ruhe verbringen und vielleicht in einer neuen beziehung noch einmal ihr glück finden, der sohn hätte soviel startkapital, um sich endlich seinen traum einer eigenen firma verwirklichen zu können.

und während ihm dies immer klarer wurde, verspürte er gleichzeitig aber auch die steigende angst vor dem tod, den er irgendwo im zimmer vermutete. so stark zog es ihn ans fenster. die finger klammerten sich fester an die bettkanten. später konnte er feststellen, dass seine fingernägel spuren im holz hinterlassen hatten. dann ließ der druck wieder etwas nach, er konnte sich kurz entspannen, dachte nach dem ersten mal, dass nun alles vorbei war, bis ihn unangemeldet wieder dieser schauer überfiel, dieses zittern am ganzen körper, dieser druck, der ihn hin zum fenster zu schieben schien. eine ganze, ewige stunde dauerte dieses auf und ab, bis ihn schließlich der klingelton seines handys erlöste und er sich in seiner bekannten welt wieder finden und –fühlen konnte.

über 50 war er schon, noch nie hatte ihm seine psyche ein derart erschütterndes gefühl vermittelt. der sprung aus dem fenster, ein laster, wie die zigarette nach dem aufstehen. mehr nicht. etwas kopfschmerzen, eher ein unangenehmer druck, besser noch: ein schieben hin zum fenster, ein fixieren der augen des asphalts, und dann etwas, das ihn nicht springen ließ. vielleicht war es das, wovon wir uns beim sterben fürchten: dass der tod mit uns spielt und uns zappeln lässt.

das handy beendete jedenfalls diesen alptraum. aber seine finger zitterten noch, er drückte die falsche taste, der anruf war gelöscht. da der mann aber wusste, dass das handy eben lebensrettend geklingelt hatte, gab er die kurzwahl seiner geschiedenen frau ein, nur jetzt nicht verbindungslos sein.

hallo.

diese stimme hatte ihn 15 jahre durch sein leben begleitet und in dem augenblick, als er sie hörte, durchquerten all diese jahre in sekundenbruchteilen sein erinnerungsfenster, ihm wurde hell und dunkel gleichzeitig, der boden tat sich wieder auf, er drückte schnell auf abbruch. da saß er, unfähig zu allem, und zu dem fenster gesellte sich jetzt der geruch der geplatzten beziehung. kurz darauf meldete sich wieder das handy.

 

warum rufst du denn an und meldest dich nicht?

weiß auch nicht, vielleicht habe ich irgendwie falsch gedrückt.

geht es dir gut?

kann man nicht sagen. ich…

bist du schon wieder betrunken?

nein, aber…

aber was?

ja, ich weiß auch nicht, ist mir noch nie passiert, so ein gefühl.

was für ein gefühl denn?

ich kann dir das nicht beschreiben. es ist wie wenn zwischendurch schleusen geöffnet werden. alles so heftig und voller gewalt.

was redest du denn da? gehts nicht ein bisschen genauer?

ach, lass mich in ruh.

 

er unterbrach das gespräch, zog sich an, ließ das handy auf dem tisch liegen und ging schleunigst aus der wohnung. ohne handy bist du nack wie in einem fkk-camping, dachte er plötzlich. und er merkte, dass wieder etwas auf ihn zuprallte, schaute sich um, sah nichts und doch das ganze grauen auf ihn zustürzen. atemnot, den hals freihalten, ein wenig den kopf einziehen, da wir dies, von den schildkröten geerbt, zur verteidigung unseres geistes zu tun pflegen.

so hastete er seltsam durch den tag, immer ausschau haltend nach den ursachen seiner ängste. zu der sporadischen atemnot gesellte sich eine periphäre sehstörung, die ihm auch fremd erschien und irgendwie nicht zu seinem bisherigen leben passte: links und rechts, unten und oben des blickradius tummelte sich allerlei seltsames, kobolde, zwerge, dunkle gestalten. durchwegs alle klein, so an die 50 cm groß, aber er konnte sie nicht abschütteln, nicht aus seinem augenlicht vertreiben. hinzu kam dann noch, dass sich, wie auf einem computerscreen ohne programm, die helligkeit immer wieder leicht veränderte, schatten huschten durch die augen und er hatte mühe, all diese kleinen defizite nicht als einen einzigen, großen supergau zu deuten.

noch aber war er stark genug.

wofür, wofür denn soll ich stark genug? so schrie plötzlich ohne vorwarnung seine stimme aus ihm heraus. brüllte diesen satz in die straße hinein und einige passanten drehten sich nach ihm um. er wollte sich auch umdrehen, so überrascht war er von sich selbst, aber er wusste, dass dies der situation nicht sonderlich dienlich gewesen wäre.

wofür? gibt es denn kein ziel mehr? hat es je eines gegeben? war das, was ich bisher alles gemacht, bzw. nicht gemacht habe, alles täuschung, alles falsch? ist dieser akt der zeugung wirklich nichts weiteres, als die destruktive kraft des eros, der von den tausend kleinen toden lebt, die er in uns verursacht? sind wir, wenn wir uns lieben, genau so lächerlich wie zwei kopulierende hunde?

reden. mit jemandem reden. am besten wäre wahrscheinlich ein beichtstuhl, doch fehlt dazu der nötige glaube. freunde sind in solchen situationen nicht sehr dienlich, auch wenn sie es gut meinen. die freundinnen wären nur geschlechtlich zu gebrauchen, die freunde nur dazu, ihre freundinnen zur verfügung zu stellen. beides unzumutbar. daher der psychologe, oder die bei gleicher qualifikation zu bevorziehende dame. die haben ihre berufung zum beruf gemacht. gesunden sich am gebrechen der anderen. da aber gott tot ist, brauchen wir die leute. er bevorzugte also eine dame. er fand sie erregend. während er ihr seine ängste anvertraute verloren sich seine augen im ansatz ihres dekoltees und er merkte, dass sich sein ich entzweite. einmal war er seinen augen näher, dann wieder seinen worten, er war aber unfähig, beides gleichzeitig zu kontrollieren.

es war zwar das erste mal, dass er jemandem unbekannten seine seele ausbreitete, aber ihr dekoltee entschädigte ihn für diese schmach.

ich finde sie unglaublich sexy, hörte er sich plötzlich sagen. er glaubte im ersten moment, seine stimme nur innerlich vernommen zu haben, aber der blick der psychologin lehrte ihn eines besseren. er versuchte sich zu entschuldigen. bitte, verstehen sie mich nicht falsch, aber das ist jetzt so herausgerutscht, ich wollte das nicht sagen…

aber die situation wurde nur schlimmer. es begann sich wieder alles zu drehen. er saß da, die finger klammerten sich an die sessellehnen.

 

erst wenn du unten wimmerst, wenn du im freien fall nach überall verschwindest, wird dir die seelenwelt geöffnet, siehst du dich nackt und hässlich, doch auch den hass in den gesichtern deiner menschen, die du zu kennen glaubtest, und wimmernd noch wird auf dich dreck fliegen.

 

 

verlustig der filter der konglomerate

fliegt das es dem ich davon

bin ich ich oder bin ich es

es ist ich das nicht mehr

zu greifen ist

 

 

bäume voller wald

und stämme noch und nöcher

am nöchsten möcht öch höngen

 

 

an einem lockenwickler

dreh ich die seele ein

mit kalter trockenhaube

lass ich mich hure sein

 

 

gürtel um hüften

und fesseln am fuß

lippen im nasskraut

und spermien im kuss

liebe auf einsam

im kopf ein kaffee

nein nur espresso

erlösung in spe

 

 

hügel in toskana

selbige ins shirt gepresst

die zypresse zyperiert

sehnsucht

genitalien

 

 

wichsen heißt können

nicht kommen

polieren das leder den stöckel den schuh

sie hat die peitsche mein schlagzeug genommen

wenn alles glänzt hab ich meine ruh

 

 

magenbruch

du warst aufs kotzen vorbereitet

doch sieh es kommt nach unten

nicht hinauf

die achterbahn hat ihre gleis verloren

du landest nicht mehr auf dem bauch

 

 

das keyboard der tagesmaschine

schreibt schatten die dunklen ins licht

die flügel der mäuse zerrinnen

sie trauen den bildschirmen nicht

 

 

heil hitler, heil, heil

heil heilt alle wunden

und eilt mit den stunden

die macht in den munden

voran heil ins reich

heil hc heil hockey

heil art und heil mann

heil georg heil heid

er liftet den dreck an den mann

es ist heil die zeit

zuviel sind bereit

heil dir und heil mir

und heil auch den kindern

die alles verhindern

heil hitler reltih lieh

es bleibt alles heil

 

 

intergration schaffen

deutsch für ausländer, weiblich

eine land schafft

eine frau schafft

eine mann schafft

eine lieb schafft

eine wirt schafft

eine gesell schafft

eine meister schafft

eine seil schafft

eine bürg schafft

eine freund schafft

schlecht fünf negativ!!!

eine feind schafft?

 

 

nicht besser nicht schlechter

die steine die tiere die wire

das riechen: geschlechter!

abdrehen nach koitus

kenn ich dieden?

gott lenket und denket der stein

nein gott ist geirgendwas, stein

ist mein herz

alles ist gleich und weiß

nichts um nichts

 

 

kommen nach unten

es ist nicht ein gehen

es ist eine luftfahrt

im freien fall

du bist nicht gebunden

du kannst dich jetzt sehen

es ist eine art

saugen im (ph) all

 

 

ein abfallen war es, ein nacktsein, wo man erschrickt, weil alles schmerzt. jeder blick eine qual, die hart losgelöst von den muskeln arbeitet. hirn und herz hämmern und stechen sauerstoff durch den körper. alles ist zu spüren. ständig die frage: das bin ich? kaum zu leben begonnen, sich gewöhnt an die welt, ist auch das ende schon absehbar. und es ist nicht das licht am ende des tunnels. es ist das schwarze loch am schnittpunkt der tangenten.

 

 

für (später)

 

kaum gibt es

das band noch

welches 

verbindet des kindes

faden zu

uns

die kindheit ist alt

und jünger das

wachsen