das futur ist präsent

 

 

pier paolo pasolini hat mit den polizisten aus der unterschicht sympatisiert. nicht mit den studenten der bourgeoisie. wer ist ppp? und was bourgeois? was war los? egal. wir haben jetzt andere sorgen. ein diktator schüttelt dem anderen die hand. die hände. gleich nach dem fotoshootig: hände waschen. weil virus. weil gekrönt. und beide hassen alle monarchen, weil sie selbst einzigartigst herrschen wollen. ein weib an sich hat sich emanzipiert und steht einem macho zur seite. es hat lange jahre dazu gebraucht um dort zu sein, wo es heute ist. jandl hat das ende so beschrieben: du haben zudecken / ein erden für allen / steifen nicht mehr haben / selber sein ein steifer (tagenglas 9). das gilt für alle. und alles. essen wir plastik. damit retten wir die welt. aus unserer asche werden dann keine diamanten mehr möglich. aber frischhaltefolien.

*reiwa ninen sangatsu muika  20 03*6

 

niemand kommt mehr herein. wir machen dicht. wir lassen uns nicht. wir geben nicht das, was wir selber. ja, gerechtigkeit, ja. aber niemand kommt in dieses land, um sich auf unsere kosten ein besseres leben zu ergattern. helfen, ja. aber mit maß. der volker und die völkerin in diesem land müssen das gefühl haben, dass ihre arbeit was wert ist. rassismus? nein. aber was können wir dafür? es ist nicht unsere aufgabe. wir müssen unseren kindern. wir müssen unseren alten. wir müssen für alle volker und völkerinnen. unsere werte sind uns wertvoll. die gilt es zu verteidigen. haben wir auch kein heer, so sind wir doch manns genug (und weibs, mit verlaub, auch), diese unsere heimat in würde und ordnung unseren nachkommen zu hinterlassen. wir hassen niemanden. wir helfen allen. aber wir wollen nicht zulassen, dass einige wenige unsere arbeit zerstören. dass einige wenige sich rechte herausnehmen, die sie nicht haben. wir sind wachsam. wir verteidigen unsere werte, unsere grenzen, unsere tradition, damit alle in ruhe und frieden hier in diesem land leben können.

*7

 

das wetter ist schön. ein frauentag. einmal pro jahr. scheint genug zu sein. der virus. das virus. die virus. durch alle geschlechter. die nationalen wollen noch immer dem dummen pöbel, also uns, zeigen, dass krank die anderen sind, die auswärtigen, die aussätzigen. und der pöbel, also wir, glauben gerne, dass wir gut, gesund und endlos fesch sind. derdiedas virus haust in italien und da muss man eben hart bleiben und denen zeigen, dass wir inzwischen die pizza von unseren türken machen lassen. also italien. da waren wir schon so oft, dass wir gut darauf verzichten können. man muss nichts machen. man kann bleiben. wir machen zu. wir machen dicht. zum küssen schieben wir uns glasscheiben zwischen die münder und lecken daran. zum ficken nehmen wir plastik.

*8

 

zumachen. schon wieder. schließen, zumachen. zaun. wir sind wie die tiere. eine herde. wir laufen in eine richtung. läuft jemand in eine andere, gibt es sanktionen. eine sanktion. die sanktion. es gibt nur eine. wir müssen zusammen. wir. ohne die anderen. wir, das sind ich und du. nein. du auch nur begrenzt. wahrscheinlich bist auch du. nein. wir sind nicht ich und du. wir bin ich. und ich lasse das nicht zu. ich werde dafür sorgen, dass wir nicht unterwandert werden. dass ich auch zu dir wieder du sagen kann und mit dem wir uns meine. wenn wir alles dicht machen, ist jeder für sich. dann sind wir allein. und das ist nicht gut auf die dauer. wenn ich zu lange alleine bin, hab ich niemanden mehr, den es zu töten gilt. den es zu lieben gilt. das wetter wendet sich dem sommer zu. die viren wenden sich zur kälte hin.

*9

 

angekommen. obwohl wir. und wer ist schuld? wir nicht. wir waren immer sauber. haben gearbeitet. haben unsere schuld und unsere schulden bezahlt. es ist nicht fair. es ist nicht gerecht. die schmarotzer stehen bereit und verkünden die falschen wahrheiten. das wetter ist heute so wie erwartet.

*10

 

langsam lichten sich die straßen. der verkehr reduziert sich automatisch. die menschheit bleibt zu hause und schaut sich selbst am bildschirm zu. wir bekommen die informationen über uns. digital. wir schauen nicht mehr in den spiegel. wir schauen aufs handy. die angst sitzt und lächelt.

*11

 

und heute ists gekommen. amtlich. das wetter ist schön. nahezu wolkenlos. ein paar schäflein am himmel. ansonsten gibt sich die natur unschuldig. bist du schuld? wer ist schuld? die strafe der vorsehung für all das lasterhafte leben. aber wir doch nicht. ich doch nicht. es waren die anderen. es warst du. du bist schuld an allem. und wir sitzen im fegefeuer und wissen nicht, was wir tun sollen. abseits von uns geht alles seinen normalen weg. so, als ob nichts wäre. so, als ob niemand schuld sei. so, als ob es uns nicht gäbe.

*12

 

der frühling lässt alles wachsen. alles gedeihen. auch unkraut. auch schlechtes. auch dummes. zu glauben, dass schönes wetter auch eine gute welt ermöglicht, ist ein hilfreicher irrglaube. nur sollte man für diese erkenntnis kein studium benötigen. das gibts billiger auch. und schneller. im lustigen radio mit der lustigen musik. schon wieder ein verkehrsunfall. wie spielen ein paar takte. oder im tv. und jetzt das interview zum wohlfühlen. oder, modern, im netz. im spinnennetz. die ganze welt zu dir für einen pappenstiel. für fast nix. ich bin fast eingesperrt und schau mir auf dem handy zu, dass mir fast nix passiert.

*13

 

aber. nach jedem frühling ist bisher noch immer der sommer gekommen. die pflanzen blühen auch bei schlechtem wetter. der grashalm sucht sein leben im schmalen winterriss vom asphalt. ich will nicht. nein, jetzt brauch ich keinen blumenstrauß. und doch bringt er die farben, das leben, die düfte in das haus. eine frau, ein mann. was solls. jemand, der unsere pläne durchkreuzt, zunichte macht, neu ordnet. jemand, der dich ver und führt. du riechst auf einmal wieder, gerüche deiner kindheit. es ist ein schwimmen in dem kinderbecken. arglos. nicht kalt, noch unanständig.

*14

 

frau doktor, frau doktor, bitte testen sie mir. testen sie mir alles. sie sind so gut, sie sind so schön, sie sind so jung. also bleiben sie jetzt hier bei mir und machen sie mich gesund. nicht krank? ich?  wieso sind sie dann hier? ich BIN krank und sie machen mich gesund. sofort. bei diesem wetter können sie niemanden einsperren. und schon ist sie wieder weg. das miststück. und ich bleibe in diesem gefängnis, das meine eigene wohnung ist. wer eigentlich nimmt sich das recht?

*15

 

an einem wunderschönen morgen im april wird sich der himmel lichten und wir wachen auf und wissen: es war ein schlechter traum. nichts ist passiert von alledem. die damen und herren der macht grinsen wie gehabt und erfreuen sich ob unserer dummheiten. und weil sie von unseren schlechten träume bestens informiert sind, drehen sie ganz schnell noch die daumenschrauben ein klein wenig zu. so, dass es grad noch auszuhalten ist. wir sagen alle danke und wollen alles schnellstens wieder vergessen.

*16

 

nix traum. ein volksvergetretener erklärt. keine schuld. nein, alles ist so gemacht, wie es sich gehört. und das virus ist ausländischer provenienz. es hat keinerlei inländische papiere zur identitätsfeststellung. es ist schon richtig. ich hab das virus nicht geschaffen. daher musst du es sein. du bist es. du trägst die schuld. warum bist du noch hier? hau ab! lauf weg! lass mich in ruh.

*17

 

alles fake. das war nicht so. die aussagen sind aus dem zusammenhang gerissen. aus dem zusammenhang. da hat man eh viel zu viel zu tun und tut sein bestes. und dann kommen die schreiberlinge, die journaille, die handywichser, und reißen alles aus dem zusammenhang. wer soll denn genau wissen, wie sich das zugetragen hat? im nachhinein ist es leicht, alles besser gewusst zu haben. immer schon. und jetzt erst recht. korrupt? wir? ich? ja wozu denn? wir bereiten uns aufs schlimmste vor. damit wir vorbereitet sind. dann kann niemand kommen und sagen: ihr hättet dies und jenes tun sollen. und habt es nicht getan. aus geldsucht. freunderlwirtschaft. nachbarschaftshilfe. das ist unser weg hier. unsere tradition. wir schließen die reihen. volker und völkin. um die geht es. die anderen müssen sehen. wir sagen schon seit jahren. wären sie nicht gekommen. das virus jedenfalls haben wir nicht gemacht. wir haben nichts exportiert. wir sind das opfer wieder. das übel wurde importiert.

*18

 

weil. worum es geht. der herdeneffekt. der mensch an sich ist ja eher ein tier als ein vernünftiges wesen. aus einer anderen perspektive betrachtet, müssen wir wie ein ameisenhaufen aussehen. alles durcheinander und doch genauestens geplant. alles hat seinen hintergrund. das ist es eben. der hintergrund. heute kommen die meisten von außen ja mit einem hintergrund. und der ist verborgen. unbekannt. beängstigend. ein hintergrund, den der vordergrund so in die ferne, ins nebulöse, unklare verschiebt, dass wir keine chance haben. der hintergrund ist hintergründig. hinterlistig. hinterhältig. ohne hintergrund wären unsere berge heute so wunderschön. die leeren straßen auch. und alles andere. aber mit so einem hintergrund stellt es dir die nackenhaare auf, auch wenn du noch niemals vorher welche bei dir bemerkt hast. 

*19

 

na schun? iatz woll! net amol de zwoa schritt außi. sel tat no faln. dass mir bei ins net amol mehr außi kennen. letzer als wia die kotz. de kimmt iatz a nimmr untr an auto, for lauter, dass olle drhoam bleibm. des isch jo net zun ausholtn. die gescht. jo, de hobm jo die zimmer gezohlt und kennen leicht a bissl balkonien mochn. obr mir. i brauch luft. muaß die eard riachn. schuscht gea i drau. wek, wek, aui werri gian. und do mechti segn, wer mitgeat. gea eh olm alloan. mir sein in die berg drhoam und brauchn koan lift net und koane haselen und des gonze glumpet fun die herischn. de stadtfockn solln bleibm, wo si hinkearn. a set a schians wetter, hait. und i solltet mr in gonz tog des geplärre unschaugn odr unlosn: wir haben alles richtig gemacht / wie haben alles richtig gemacht / wir haben alles richtig gemacht. na. des frschteat woll a jeder. die pifke holt net. obr de sein eh olle schon drhoam draußn und miaßn wortn, dass es virus fun ins gnua hot und nor zu imene außi kimmt. fil gibs bei ins eh net zu holn. long konn des net dauern, nor isch olls wiedr wias olm gwesen isch. und die berg stian und mein landl isch a kloans. und wisst eh.

*20

 

der staat greift ein. ich lass mich nicht begreifen! die stadt greift ein. ich lass mich nicht bestadtschen! die freunde geben rat. es ist ja nicht. und war schon immer so. weil nach den fetten jahren und die natur an sich. die zyniker und *Innen frohlocken ob des untergehens der zuversicht. apologeten düsterster ästhetik durchsuchen ihren hirnspeicher nach zitaten apokalyptischer reiter. und viele sehnen sich nach großmutters warmen kittel und ihren alten händen im haar. dies aber bleibt am besten fest verschlossen. nach außen ists fast wie am fußballplatz. man kann nach kräften schreien, die wut hat freien lauf. da laufen 22 einem ball hintendrein und niemand fragt im publikum warum. es sollte halt alles bestens geregelt sein, ohne dass mir jemand mein leben mehr regelt, als ich mir das gerade vorstelle. und wenn ich jetzt wegen dieser scheiße auch noch geld verliere, dann sollen das gehörigst die verantwortlichen usw. weil die politik. weil der kapitalismus. weil der kommunismus. weil die diversen gottheiten. weil mafia. weil mein nachbar.

 

einschlaflied

 

die goldel schlägt sanft auf die wellen

die möven lassen sich treiben

und nach den hohen winterfluten

was bleibt, das ist: wir bleiben

*21

 

j.assange lebte 7 jahre in quarantäne. mir wird schon nach 2 wochen leicht komisch. schäme dich! ich schäme mich. assange aber muss sich nicht schämen. wir schon. gemeinschaftlich. die rechte wurden schon lange vor dem virus ausgehebelt. von den fratzen. von dem grinsen. von den geschniegelten bubis und mädis, die dem nationalen wahn fröhnen. und dem sport. alles dafür. alles gesund. alles berg, bärig, bär.

*22

 

der ersten schritt nach draußen. unter die leute. und seltsam: es ist, wie wenn du den sicheren raum verläßt. wie die katze, die ein neues terrain erkundet. langsam, und der schwanz eher niedergehalten. sieht man es mir an?  täusche ich mich? oder sind das nicht seltsame blicke. aber, egal. ich bin bürokratisch in ordnung. aber bin ich auch gesund? ich mein, bürokratisch gesehen. niemand, der mir den sanctus gibt. der sagt: im namen gottes / des präsidenten / der königin usw. worauf kann ich mich verlassen? haben sie symptome? ich? immer. ich hab ein ganzes leben lang symptome. ich bräuchte jetzt jemanden, der mir ein zertifikat gibt. schau, da steht es: du bist ein echt geiler knochen. und pudelgsund. aber niemand. daher eher katzenmäßig. schwanz nach unten. blick auch. und dann gleich wieder nach hause.

*23

 

ckarantene. so heißt das in den schroffen bergen. da ist soundmäßig von dem weichen gwua gwua des stummen frosches von matsuo basho nicht mehr viel über geblieben. in der ckarantene: ckwa, ckwa. aus. weich ists dann vielleicht wieder ab dem gardasee, im sommer, wenn dieses scheißvirus endlich usw. dafür ist hier alles wunderbar und großartig. wunderbarer text, wunderbare form, wunderbares buch. wunder bar. vielleicht a bissl pause machn. weil wenn alle und alles wunderbar und großartig ist, dann kennt man am ende ja das eine nicht mehr vom anderen auseinander. das wetter scheint auch zu spüren, dass sich da was zusammenbraut. weil so schön bräucht es ja gar nicht zu sein. und so kalt schon erst recht nicht. minusgrade bei sonnenstrahlen wie im bilderbuch. draußen in den gärten ein paar balkonienfröhner in kurzen hoshöschen und sonst nicht viel. gut für schnupfen. kann man jetzt grad brauchen. dann alles gleich und, oh wunder. quaglie e triglie. quaglie e triglie. quaglie e triglie. aufgabe für morgen: so lange wiederholen, bis dieses ckwa ckwa endlich verschwunden ist.

*24

 

so wie die felsen hier schon eine halbe ewigkeit stehen, so steht heute natürlich noch immer das ckwa von gestern. kaOrle, melantzanI, karantene. wie karate. die aufschüttungen der landschaften, das faltengebirge, die gletschermühlen. all dies steckt in den kehlen. nur jodeln befreit. befreite. und die schreie des hennengeiers. derzeit ist es ruhig. niemand, der noch schreit. niemand, der noch jodelt. ein paar lederhosenattrappen plärren liebesschmalz in die fettigen locken der dirndldirnen. ein virus. die ganz intelligenten behaupten jetzt, dies sei die rache der natur. weil ausgebeutet. weil gedemütigt. weil nicht respektiert. weil geldsüchtig. und weil, weil, weil. und da landet man wohl oder übel ganz schnell beim lieben gott, oder bei einer lieben göttin, oder einfach bei etwas größerem. wo wir nicht verstehen und daher. weil die da oben, die da unten, die da drinnen, die da draußen alles falsch machen, wo wir das eigentlich. und im grunde weiß das eh jeder. das hilft ja alles nicht wirklich. aber die pharmaindustrie, aber all die anderen. doch auch heute haben sich zwei augenpaare getroffen und sind hoffnungsvolllos ineinander gesunken in ein meer aus wattewolken und waldfrühlingsmoos.

*25

 

wir bitten und beten. götter und banken, nehmet uns nicht alles.  wir geben eh das ganze leben immer. wir hätten eigentlich schon genug. und warum denn jetzt so etwas? wegen der auslese? wegen der natur an sich? weil die heute besonders schlauen, das ja schon längst gewusst haben?

*26

 

schon laufen wir wieder. die scheiße lassen wir jetzt hinter uns. weil, das haben wir ja schon gehabt. auf der straße: aus dem weg, du arsch! ich komme. sagen wir nicht. aber jeder weiß. auch jede. im geschäft: geh du endlich weiter, du tunte. brauchst ja keinen kilometer abstand, sonst stehen wir morgen auch noch hier. und die pollitikerInnen plärren mit allen mächtigen und ohnmächtigen, weil sie keinen blassen dunst mehr haben und sich primär davor ängstigen, dass wir sie nicht mehr wählen. oder eben ists auch ganz anders. der schmäh ist so ganz und gar fehl am platz. da gibts endlos viele menschen, die reißen sich wegen uns den arsch auf und bekommen intellektuellen süßrahm als danke. da weiß jede/r eine geschichte, was alles nicht läuft und wie es gefälligst besser zu laufen habe. da spendiert jede/r schnell einen geldschein, aber wehe, es läutet und jemand will mehr. wir müssen lernen, uns auf einem meter abstand zu umarmen, zu küssen.

*27

 

die coolen haben schönes laufgewand und eilen luftwiderstandsfrei, weil stringtanga und fast wie latexzeug, durch unsere landschaftsbilder. weil ohne laufen ja kein leben. bist du das einmal gewohnt, gibt es kein halten mehr. und es haben auch alle verständnis. wenns zum laufen nicht mehr reicht, dann sind wir wirklich bald am ende. das wäre dann polizeistaat. diktatur. wie in china. da ist keiner mehr gelaufen. aber die sind das gewöhnt. der asiate an sich neigt zum gehorsam. die können sich zurücknehmen bis zur selbstaufgabe. wir nicht. die natur. die berge. das sind wir. und es gibt absolut keinen grund, dass da plötzlich etwas schlecht sein sollte, was bisher als absolut gut gegolten hat.  was ist erregender, als diese durchtrainierten körper, die allen viren usw.

*28

 

vielleicht doch. vielleicht sollten wir ja. vielleicht ist es das, was wir als frechheit empfinden. also, den möcht ich da sehen, der mich hindert, meinen parcour zu laufen, wo eh kaum jemand läuft. die eine da vielleicht, und vielleicht auch der mit dem hund. aber wir kennen uns ja, was soll denn da groß passieren. also und aber. vielleicht müssten wir wirklich etwas mehr aufpassen. wetter eh schlecht. jetzt sind wir aber schon 3 wochen da ziemlich eng aufeinander. und kein bier auswärts. und nur diese bescheuerten skypeanrufe, wo es eh nix zum sehen gibt. also ich möcht wieder einmal eine schöne, einfache, ehrliche liebesgeschichte sehen, so wie den doktor schiwago, oder love story. das waren halt noch filme. schon kitschig, ja. aber eben schön kitschig. heute bin ich mir selber kitsch genug und dreh mich am liebsten schnell ab, wenn sich da was anbahnt.

*29

 

die kurven folgen eigenen regeln. morgen sollten sich die zahlen. die woche wird entscheidend. in zwei wochen wird. so geht das dahin. ein blabla zu krisenzeiten unterscheidet sich nach außen nicht von dem blabla der normalzeiten. ein gutes. jene, die alles besser wissen, auch wenn es ein schlechterwissen war, sind auffallend ruhig. der kleine möchtegernreiter, das rumpelstilzchen zu rosse, spuckt keinen geifer mehr, der inseltyp, der ob ein paar lasziver beine gleich das ganze land verhökern wollte, scheint eingetaucht in privatissimas mit seiner holden. wer nicht gesehen wird, kann derzeit wenig falsches machen. um nachher dann, wenn aufgeräumt werden muss, dann sau und bär aufstehen und aufzeigen zu können , was alles zu machen gewesen wäre, wenn man mir usw. auch die pornografie geht corona. die schmutzigen witze finden kein schmalziges lächeln. die sauberen auch nicht. der spaß hängt an der angst und hofft, in ruhe gelassen zu werden. erst wenn die oma gestorben wurde oder der opa, dann ists auch den letzten klar geworden, dass die übertreibung manchmal auch zu gering gewesen sein könnte.

*30

 

jetzt also doch masken für alle. die maske vom pestdoktor in venedig. beim karneval. wunderschön. das ist die maske mit der langen, langen nase. lange nase jetzt doch nicht. aber asien. wo wir kopftuch, da der asiate mundschutz. hilft eh nicht. so noch vor ein paar wochen. jetzt aber. hilft doch. nach dem motto, hilfts nicht, schadets nicht. wenn die chinesen nicht hätten, dann wären wir jetzt nicht. weil die haben natürlich nicht alle daten. weil sonst wär das bei uns nicht passiert. wo die ja so viele sind und man kaum den einen von der anderen unterscheiden kann. mit mundschutz schon gar nicht. und ab morgen wir also auch. das möcht ich mir anschauen. wie die nachbarin nicht weiß, wie sie vor dem geschäft den kaugummi ausspucken soll, wenn sie an der blöden maske nicht mit den fingern herumfummeln kann. und der nachbar am tschigg hantelt, weil. wie soll man denn mit dem stofffetzen ums maul herum noch rauchen? oder ist das auch schon verboten? in der frischen luft? es wird schon langsam wieder winter, bevor der sommer angefangen hat.

*31

 

den ersten april kann man auslassen. die welt als witz. machen wir irgendwie später. wenn die sterberei sich wieder gelegt hat. wenn das lachen nicht mehr in der kalten luft gefriert. dann wieder, april, april. so aber nicht. so tragen wir alle unsere masken jetzt und wissen: das leben ist ein schauspiel. aber obs komisch oder tragisch wird, wissen wir von einem auf den anderen tag nun gar nicht mehr. noch immer weiß die eine mehr als der andere, noch immer wird an den grenzen das virus nach dem reisepass kontrolliert. noch immer ist unser virus lange nicht so gefährlich wie. und wenn ja, dann habens die hereingeschmuggelt. ja, und die piefke sollen schauen, weil sonst gibts für die keine pisten mehr und die berge im sommer auch nicht. wo kommen wir denn da hin, wenn die uns unsere schöne heimat kaputt schreiben. weil die heimat lässt man sich nicht. auch von den gästen nicht. und a bissl pause fun de schodet a net.

*2

 

jetzt wirds schon wieder besser. jetzt schnell noch auf die skier, weil der firn. weil die schönste zeit. weil das virus eh vorbei. direkt durchs tal hinaus zu die piefke. und wir wieder alles paletti. a bissl billiger am anfang zum ködern, und nach zwei, drei monaten sind dann alle wieder da und saufen sich durch unsere schöne natur. dabei sterben die leute ja doch wie die maikäfer zur falschen saison. aber eben nicht bei uns. bei den anderen. das tut kaum weh. schon, die bilder. doch kann man ja auch wegschauen. wie bei den griechischen inseln. die sind im geschichteunterricht von den kindern noch immer ok. aber von jetzt sind die bilder nicht interessant. alles hin. die haben das land halt ausgebeutet und alle fische gefressen, bis keiner mehr da war. so gehts natürlich auch nicht. und jetzt hand aufhalten. also, ich hab da meine eigenen sorgen. da bleibt für andere nicht besonders viel übrig. jeder ist sich die nächste. oder der. je nach dem, nach der.

*3

 

das wetter ist schön. samstag vormittag. und das bisschen licht am ende des. also da hält uns doch nichts mehr. weil auf die berge hinauf eh nicht. da warten dann die hinterfotzigen sherrifs und deren gehilfen, um das volk zu schröpfen, welchselbiges grad wegen der hohen berge und der guten luft von kleinauf kerngesund wäre, wenn nicht die durchmischung und die umvolkung und die rassendiversitäten und all das andere noch dazu kämen. also, wir halten uns ja an die notwendigen und einleuchtenden verordnungen. aber mit verlaub, wenn ich etwas nicht verstehe, kann ich mich auch nicht daran halten. also, wenn eben nicht berg, dann wenigsten, wie immer am samstag, auf den markt, in die halle. dorthin, wo jeder ordentliche bürger und auch unordentliche bürgerin heimisches aus südeuropa und nordafrika einkaufen. und siehe da, ich bin nicht alleine. es drängt sich und es schiebt sich, wie bei jeder gewöhnlichen einkaufsorgie. von hinten gern und auch von vorne. wir sind happy. wir sind unter uns. wir kaufen und verkaufen uns, die geschäfte blühen wie die blümchen draußen. es ist eine freude. griaßti hier und pfiati da, keine strafen nicht, kein abstand nicht, kein anstand auch nicht. einfach ein bisschen flanieren durch das schöne biozeug. und den frühling genießen. ein paar ganz mutige lassen sich im freien auch es glasl weißn servieren, den tschigg dazu. mai, isch schun schian pai ins. so kann man auch das ausgehdingsbums gut verkraften.

*4

 

als jesus am palmsonntag auf dem esel in die stadt einritt wie dazumal karl schranz in wien, da trug er vermutlich ein palästinensisches kopftuch. das adjektiv hat man natürlich später erfunden, aber das kopftuch gab es damals sicher schon. als ich klein war, hat man dazu noch beduinentuch gesagt. oder so ähnlich. aber jetzt die frage. wo doch hier bei uns wegen des schönen wetters und der noch wunderbar schöneren berge die kopftucherei verboten ist, strengstens und auch schon bei kleinen mädchen, weil wehret den anfängen usw. aber... jetzt hab ich den faden verloren. der würde nach knossos führen und dahin will derzeit auch niemand. knossos? nix? egal. also. wie soll ich mich denn nicht verschleiern, wenn ich das kinn und den mund und die nase bedeckt halten soll? jetzt hat ja unser chef eine große ausgeprägte stirn und perfekte frisur und schöne ohren und ist also auch hinter so einer bedeckung leicht zu erkennen. aber ich? mich kennt ja schon die familie kaum noch, wenn ich nicht hie und da einen gewaltigen rumpler durch die nase lasse, dass sich das echo an den knotten bis an die grenze weiterschleicht und so etwaige feindliche touristen außen vor hält. ich hab da schon meine bedenken. aber vielleicht gilt das mit dem kopftuch ja nur für solche ohne pass, also für die wo nix haben und dazu illegal. aber der papst hat jetzt auch gesagt, dass er und seine mannschaft nix mundschutz, und händeschütteln tut der auch noch. also ich frag mich schon, wie denn das alles zusammengehen soll und was ich mir von so einem lieben gott erwarten könnte, wenn ich. aber ich bin ja nicht. also für uns eher godot.

*5

 

heute ist, wenn diese berechnungen nach all den vielen hundert, ja tausend jahren stimmen, palmsonntagmontag. das ist vielleicht nicht ganz einleuchtend auf den ersten blick. wenn man aber auch nur ein bisschen nachdenkt und so das eine mit dem anderen vergleicht, dann macht das schon auch sinn und kann geglaubt werden. und ab heute gilt hier bei uns die NMK-pflicht im supermarkt. nase, mund und kinn. in der markthalle wahrscheinlich nicht, weil die ja nicht supermarkt-markthalle heißt. sondern eben nur markthalle. also ich denk mir das so. mit der NMK-pflicht wird alles ein bisschen komplizierter, aber auch sicherer. komplizierter, weil oft ist die maske eher über den augen, dann sieht man fast nix und muss das lästige zeug im grfieß gerade rücken, wofür man sehr strafende blicke erntet. sicherer, weil mich der vor mir zwar anhusten kann, aber ich ja geschützt bin. ein lächeln zurück. viele probleme haben sich wie von selbst gelöst. die sind einfach weg. tanken. oder integrierung. oder alte. hey, alder. weg. byby und pussypussy.

*6

 

wenn im gefängnis die regeln etwas gelockert werden, weil der könig geburtstag hat, oder die königin geschwängert, wenn es also etwas zum feiern gibt auch für die schlechtesten unter uns, dann entsteht diese gefühl der befreiung, des aufatmens, der ent lastung. selbst für die lebenslänglichen. kurze momente von kleiner glückseligkeit. die berge glänzen heute im firn des frühjahrs und die sonne treibt allen lebewesen die ersten oder die letzten säfte aus den blütenporen. die bergmenschen hier, eingeborene des kalk- und schiefergesteins, packen all was es gibt im fitnessraum zusammen und fahren damit hoch. wohin ist egal. aber hoch. hinaus (aber das geht leider noch nicht. morgen. vielleicht morgen). liebste, liebste, ich bring dir ein edelweiß! und ich hab ein veilchen für dich, mein freund. komm hol es dir, es ist gar nicht g

                                                                                                        e

                                                                                                          f

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                                                                                        hci

*7

 

ein wander, ein wender, ein winder, ein wonder, ein wunder. wir haben das im blut. wir freiheit. nix staatlich. mir außi. nix drain. es ist ein völklein der freiheitsliebe und der verbundenheit mit den gesetzen der natur. selbige sind:

 

jeder felsen ist ein zu besteigender. für den modernen eingeborenen: ein zu befahrender.

 

ob frau, ob mann, und für alles dazwischen, dahinter, davor, darüber und darunter: wir sind am berg alle gleich. griaßti und pfiati.

 

nur das unkraut hält oft stand dem guten. dann will es nicht vergehen, doch brauchen wir bloß ein bisschen spritzen: schon sind wir wieder keimfrei.

 

wer jung, reich und intelligent ist (und a bissele brav), hat nichts zu befürchten. die krankheit sucht sich die schwächsten aus und fördert somit die natürliche auslese.

 

die zeit danach wird geprägt sein von einer neuen unsterblichkeit, und wir werden lachen über die sorgen der heutigen tage.

*8

 

es will nicht mehr so richtig regnen. das land trocknet aus. das virus nicht. bleibt feucht. aber der fluss. das wasser blubbert so vor und für sich. ohne elan. ohne freude. so ein dahinplätschern. als ob die natur jetzt nicht dringend regenwasser bräuchte. der bauer fährt die gülle aus. es stinkt im ganzen land. und für einen kleinen moment glaubte ich zu wissen, warum so viele menschen jetzt plötzlich masken tragen. die alten haben angst. und dann auch wieder keine. sie sind alt geworden. alt genug. wie viele mussten schon viel früher gehen? viel zu früh? in diesem sinne, angst, ja. aber dann auch wieder nicht. nach der pension sind schon immer wieder ein paar gestorben. nichts aufregendes. höchstens ein paar momente hoffnungsloser trauer. aber keine tragödie. nein, keine tragödie. tragödien sehen anders aus. der minister sagt, leistung muss sich lohnen. die ministerin sagt, wir werden alle ins system hineinschleifen. der mundschutz am kopf ist ein kopftuch, also illegal. schiebst du ihn über die stirn nach unten ists eine lebenserhaltende maßnahme, also positiv. so sind die masken verwendbar als kriminelle oder als gesundheitsunterstützende utensilien. kain und abel in einem.

*9

 

und es will nicht mehr so richtig regieren. die leute haben die schnauze voll. scheiß corona. wetter schön, kinder nerven. also hinaus. hinauf. der onkel doktor sagt: keine pandemie. ist wie normale grippe. da krepieren eh immer ein paar tausend oder zehntausend. nein! sagt die andere frau onkel doktor. so kann man das nicht sehen. weil. weil sie sind so ein arschmacho von vor 2000 jahren und wir schützen die frauen und die kinder. und um die alten und die sklaven können wir uns nicht auch noch kümmern tun. du fotze halt das. also wie reden sie mit mir, kollega. die kom potenz ist ganz meinerseits. am karfreitag ist noch niemand auferstanden, außer. jandl immer. jandl hat für alles ein rezept. jandl ists, wo uns weiterhelfen könnt.

*10

 

heute der kollege experte im journal: alles stress. wenn stress, dann schwach, dann corona. die luft in der poebene ist auch eine katastrofe. und der spaghetti an sich ein schwächling. ein muttersöhnchen. daher verständlich das geseuche. hier aber. lauter starke burschn und dirndln zum herzeigen. die luft a wahnsinn und natürlich die berge. ohne berge keine luft und ohne luft keine dirndln und burschn. für solch studierte aussagen braucht es ein studium und einen professorenstuhl. meine mama würde nie auf sowas kommen. ich eigentlich auch nicht. ist schon erstaunlich, auf was so studierte alles kommen. und andere studierte kommen dann auch wieder ganz anders. umgekehrt, verkehrt, sozusagen. im imperativ. wie alt ist die tante? 91? und lebt noch immer? dann ists aber zeit. wegen der herdenimmunität. das problem: mit über 90 kein stress mehr und dann auch keine corona, wie der kollege eingangs bemerkt hat. aber man darf ja nicht einmal denken, und schon hat man das pickerl oben: egoist, macho oder macha, mörder. lesen und hören und sehen und riechen. ich hab schon wieder hunger. schmecken, ja, schmecken.

*11

 

 

der herr ist erstanden. das klingt nun allemal nicht schlecht. der papst wollt. der bischof wollt. der kleine priester wollte auch und feierte klandestin, weshalb die polizei auffahren musste. aber was soll sie schon gegen einen auferstandenen anführen. das geheimnis des glaubens. das licht unseres lebens. die gnade unseres daseins. das ist die basis für eine 2000 jährige erfolgsgeschichte. spricht den menschen aus der seele, aber so, dass es grad niemand versteht. das wirkt. so gehts ja auch in der turtelei. du blabberst irgendeinen schwachsinn und schon sinkt er/sie darnieder. aber bei der turtelei eben nicht 2000 jahr. längsten bis dahin, wo sich das substantiv auseinander entwickelt. turtel ei. fertig. aus der traum. beim herrn aber nicht. selbst wenn wir in zeiten wie diesen alle flach liegen und ausgehverbot: nicht so der herr. der steht auf und kommt halt digital zu uns. entweder tv-mäßig, oder via laptop, oder sonst handy. geht auch. und osterzopf, und -schinken. dann natürlich eier drüber, und drauf die schokoeier. weißwein oder schampus nicht vergessen, jetzt kren (meerrettich, mehr rettich für di wo nix versten). NICHT NIESEN, VIRUS! ja, so ist das jetzt eben. und der herr bald wieder ascensione. himmelfahrt! und wir bleiben zurück im sündental. schweinsbraten und a bier, jetzt am abend.

*12

 

und die haben es immer schon gewusst: auch die gesundheit ist ein geschäft. da ziehen uns die daktaris und daktarinen so lange an den ohren, bis es uns weh tut und wir nach medizin schreien. so läuft das geschäft. ja, und dann ist halt immer auch die oma, oder der papa. weil wenn die, oder gar wenn die und etwas nicht. dann aber wie. weil wir haben ja die rechte. es sind unsere rechte. die anderen interessieren mich nicht. du präsident. du arsch! ICH lass mich nicht verarschen. und die maske in den müll, und ich besuche wen ich wüll. und arbeiten drinnen oder draußen wird mir auch niemand verbieten. die spaghetti, ja. die trumper, na eh, queenies, selber schuld. und dann natürlich wie immer die piefkes. sauber, sauber. erst in unseren schönen tälern alles vollkotzen und vollschiffen, und dann auch noch klagen wollen. bleibt im flachen, da ist dann bei hochwasser ein einziger reinigungsprozess. wir lassen uns nicht. allerdings ists schon komisch: im südland die maske ein muss, im nordland noch irgendwie so ein: ja, vielleicht. könnt schon sein. aber. schaumamal. und die vielen kunstmännlichen und kunstfraulichen sind ganz gamsig und solidarisch mit allen werktätigen, wenns darum geht, wie denn jetzt die brotbrösel vom tisch fallen sollen. WIR. WIR. WIR. und am ende dann doch wieder eher ICH. hallo!!!! IIIIICCCHH! aber alles gemeinsam. und ich leg dir ein gedichtlein ins digi tal, wo alle noch jodeln und die liebe keine sünde ist.

*13

 

offen. offen. alles offen. kaufen. einkaufen. auskaufen. vorkaufen. nachkaufen. kaufen. kaufen. alles kaufen. noch nicht viel. aber immerhin. oder besser: hauptsache dass. zur not kaufen wir auch klopapier. jetzt aber ist gartenerde geil. alle wo sich um die umwelt tun bemühen kaufen erde. erde für blumen. erde für urne. urne später. jetzt kaufen. pizza wird wieder geliefert. immer noch grauslig, wenn sie dann halbwarm und halbweich im karton am tisch herumhängt. aber man kann anrufen und der typ, dalli dalli, ist vor der haustür. kein mundschutz, keine handschuhe, gar nix. aber ist eh einer von denen. egal. der präsident schreit sich die lungen voll, dass noch lange nicht, usw. aber warum tut er denn dann auf? dass das nicht gut gehen kann, sehe sogar ich ohne brille. mit ist das wurscht. kaufen ist geil. kaufen und illegal spazieren gehen. hilft, in zeiten wie diesen.

*14

 

irgendwann muss dann ja doch schließlich schluss sein. wir sind das ja nicht gewohnt. das ist ja über uns hereingebrochen wie eine heuschreckenplage. wie ein siebtes jahr. und keine ende in sicht. ich bin heute ziemlich pessimistisch. auch weil nix weitergeht. die kinder daheim, die alten im heim. nur hie und da zieht ein flugzeug seine kondensstreifen durch den blauen himmel. ja, auch flugzeuge können einsam sein. ostern war nix. pfingsten wird nichts sein und den sommerurlaub können wir gleich vergessen. daheim bleiben und mit dem nachbarn übern zaun die lage besprechen. so billig haben wirs noch nie gehabt. wo die halbe welt zu uns kommt, weils so schön ist, da tun wir dieses jahr selbst hingehen, indem wir uns nicht bewegen. jetzt gehts eh schon wieder besser, und ich schließe mich dem allgemeinen optimismus an: fußball spielen ohne publikum. geil.

*15

 

der alte mann und der kampf. in der erinnerung sitzen die bilder der freude und der liebe. das meer und die blumen und sommer. eine lebenslange liebe mit all ihren löchern auch. hineingefallen. hineingegangen. hineingesogen. und immer wieder die kraft und den willen und den mut gefunden, sich gegenseitig, alleine oder nur den anderen herauszuziehen. und viel glück. viel zufall. viel unvorhersehbares. niemand weiß zu beginn, wie so etwas enden wird. der alte mann und die alte frau jedoch waren auf das ende gut vorbereitet. jeder tag zusammen in ruhe und würde wurde gefeiert. keine feste, keine worte. aber zeichen, kleine impulse der zuneigung, der aufmerksamkeit. ein leiser händedruck, ein freundlicher blick. das reicht. das gibt gewissheit. und jetzt das. mir wurde mein leben weggenommen. ich wurde entzweit. altersheim. aber ich musste bleiben. wer kümmert sich um die blumen? wer gibt denn der katze das futter? wer kümmert sich um die poesie? und lange genug haben wir gebraucht. ein neues leben in den alten tagen. sie dort und ich hier. und jeden tag der kurze weg in das heim, der täglich länger und härter wurde. aber wir haben ihn wieder gefunden, den weg. unseren weg. nicht leicht, nein. und nicht immer schön, auch nein. aber. aber auch im alter gibt es eine jugend. auch mit 90 bin ich alt und jung zugleich wie mit 20. und kaum hatten wir es wieder gefunden, diese gleichgewicht der charaktere, des alltags, der monotonie, da kommen diese ganzen elenden weissager und kaffeesudleser und behaupten, dass wir es nicht mehr wert seien, dass unsere liebe ruhig aufhören könne, weil schließlich geht ja alles einmal dem ende zu. so werden wir an den rand gedrängt, hin zum abgrund. und es finden sich immer noch welche, die dabei sich ein lächeln leisten können. ab sofort absolute quarantäne. besuchsverbot.

*16

 

alle über 80 brauchen keinen arzt mehr. die krepieren eh bald. und wir haben keinen platz. brauchen die plätze dringend für die epidemiker. wir schaffen das sonst nicht. also müssen die alten weg. die sind eben jetzt an der reihe. ja, wir wissen, das klingt hart. aber so ist das. kein personal, keine medizinische ausrüstung, keine zeit, kein geld. also abhaken. und immer mit dem unterton: wenn genug alte krepieren, geht es allen besser. und mein ein und alles eingesperrt. ausgesperrt. ich war jeden tag da. bei ihr. wir haben eine sehr ruhige zeit miteinander verbracht. eine frische rose aus dem blumenladen um die ecke. das war der tägliche luxus. die tägliche freude. ich hab dir eine frische rose gebracht. danke. und schon war die zeit von einem ganzen tag nicht mehr endlos und wir erfreuten uns an dem duft und der schönheit der rose. die damen und herren der macht aber verordnen jetzt, dass meine liebste alleine zu sterben hat. dass sie nicht bei mir sterben darf. sie schaffen das nicht mehr. sie brauchen ja eigentlich selbst schon hilfe zu hause. sie müssten ja im grunde schon längst hier sein, im heim. wer aber kümmert sich um die blumen? wer gibt denn der katze das futter? wer kümmert sich um die poesie? so sollte auch ich ins heim, aber leider, leider ist jetzt kein platz. und sie sollten sich da baldigst anmelden, weil mit ein paar monaten mindestens müssen sie schon an wartezeit rechnen. ein paar monate. da bin ich dann vielleicht wer weiß wo. nein. jetzt. jetzt will ich zu ihr. sie braucht mich. sie versteht sonst die welt und die umwelt nicht mehr. sie können doch menschen nicht einfach auseinander reißen! bis dass der tod euch scheidet. ABER WIR LEBEN NOCH!

*17

 

kinder, schauts. da ist opa. tuts winken kinder. hab euch lieb. wir hassen alle die corona. ja, ja, es wird schon bald besser werden. nein, nein, macht euch keine sorgen. mit geht es. ja, oma auch. nein, ich hab sie nicht gesehen, aber ich weiß, dass es ihr gut geht. kinder. nein, nein, alles gut, kinder. jetzt muss ich schluss machen, kinder. ja, ich hab euch auch lieb. ich freue mich schon auf euch. ja, die oma auch. genau. alle zusammen. so machen wir das. ich drück jetzt auf den knopf. bussi, kinder. weg sind sie. und ich wieder allein. soziale kontakte einschränken. ja. und meine frau ist ein sozialer kontakt? das ist es? bis euch ein minister scheidet. eine ministerin. die frauen wie die männer. alle gleich erbarmungslos. die kunst, meine liebe. die kunst wollen sie jetzt auch dem diktat des virus unterstellen. kunst nur alleine. kunst ohne publikum. kunst als onanie. onanie als kunst. aber alles wird gefördert. wenn man das tut, was vom chef gefordert. alle wie soldaten in einer reihe. wie soldatinnen in einer reihe. stramm stehen. ja sagen. nicht denken. denken tun experten, entscheiden tut der chef. basta. du aber, meine rose, weist von all dem nichts mehr, aber du weißt, dass meine hand schon eine kleine ewigkeit nicht mehr auf deiner gelegen hat, du weiß, dass die wärme meiner haut nicht mehr an deiner gestreift ist, dass mein atem nicht mehr deinem in das kleine zimmer folgen kann. bitte haben sie verständnis. nein, habe ich nicht mehr. keine zeit mehr, kein verständnis. ich würde, wenn ich könnte. ich werde, weil ich kann.

*18

 

jetzt sind die geschäfte wieder offen. nicht alle. aber fast alle. weil wenn nicht alle offen haben dürfen, dann kommt gleich: warum der und ich nicht? wo ist die demokratie? und wo das menschenrecht? wenn der darf, muss ich auch tun dürfen. also wird bald alles wieder vorbei sein. dann kommt wieder eine welle. und dann wissen wir schon wies geht: alles bleibt. nur die alten werden in die luft gehängt, damit sich das virus daran festhalten kann und wir anderen davon verschont bleiben. die alten haben gelernt, das maul zu halten. die erberei ist schon vorsorglich von den erben geregelt worden. motto: wer streitet bezahlt 50% mehr an erbschaftssteuern. und die geschäfte sind heute wieder geöffnet. nicht alle. aber eigentlich ja. ich trete also in den blumenladen ein. "wieder eine rose? so wie immer?" und ich nicke, brauche nicht zu sprechen. eine einzelne blume, unser zeichen. wir wissen, was wir uns damit sagen wollen. wir schließen die augen und der lebensfilm zieht vorbei. immer neu. immer anderes, mit den stets gleichen bildern. zu hause in den schutzanzug, über die straße. ich bin vermummt. ich bin nicht mehr ich. die blume ist in mir. im schutzanzug. und ich nehme einen besen und bin teil der geschützten, die arbeiten müssen zum schutz der anderen. den weg kenne ich auswendig. 3. stock zimmer 5. im aufzug auch eine im vollschutz, wir grüßen uns mit einer leichten handbewegung. ich erkenne sie nicht, mit gesichtsschutz und vollanzug. wir kennen uns und grüßen uns. aber wir erkennen uns nicht. ich steige aus, gehe zum zimmer 5, öffne die tür. und da liegt sie. meine blume. meine rose. liegt in ihrem bett, der blick geht ins unendliche.

*19

 

wer ist das? meine mutter. meine frau. meine tochter. im kopf die bilder tanzen den wilden schuhplattler. aufhören, aufhören, bitte. da ist dieses bild am meer. diese großen felsen mit dem hellbraunen sand und den hohen wellen. und nur du und ich. das sind wir. das ist nicht vor 100 jahren. nein, jetzt. jetzt sind wir dort an diesem ort der frisch gefangenen sardinen am grill. und wein. und wasser. und unser körper ... ich muss aufräumen. ja, sicher. bin gleich weg. nur das bad noch und ... der schutzanzug schützt. ich kann bleiben. da liegt sie. hallo, du. ich bins. schau, die blume, die rose. unsere rose. das meer, hörst du? die leisen wellen und weit draußen das weiße schiff. und wir zwei. gib mir deine hand. gib sie mir leise. ich bin bei dir jetzt. alles wird wieder gut. ich komme morgen. bestimmt. ja, sicher. lass mich los jetzt. ich komme sicher. morgen. morgen. ich liebe. und die tür fällt zu. und alleine in dieser lächerlichen maskerade. ich alter depp muss mich zu meiner frau schleichen wie ein verbrecher und der herr präsident lächelt fesch und spricht vom schutz und meint die schützen, die uns alte in den graben bringen, in die gräber. die rose habe ich vergessen. sie werden wissen, dass ich da war. ich muss sie holen. ich muss noch einmal. herrgott, in meinem alter. hab ich noch die kraft? ich muss. ich kann nicht aufgeben. sonst gebe ich uns auf. sonst lass ich dich allein. sonst lass ich mich alleine. ich bin, ja ich bin noch. es geht. ich fahre mit dem lift. 3. stock. ich bin alleine. aussteigen. zimmer 5. da liegt sie, wie vorher. der blick geht ins unendliche , in ihrer rechten hand die rose. ich ziehe sie sanft aus ihren fingern. meine rose schläft. ich nehme die blume. in den anzug. weg. weg. ich bin draußen. bin sicher. niemand kontrolliert mich. schenkt mir beachtung. wer soll schon so bescheuert sein, freiwillig hierher... ich bin draußen. die geschichte geht weiter. ich komme wieder.

*20

 

der schöne präsident bekommt jetzt langsam angst. seine träume werden schlechter. wer ist schlächter? er schreckt auf. die nächte sind lang, die schlafzeiten kurz. immer wieder das aufschrecken. und wenn alles schief läuft? wenn jene recht behalten, die die große katastrofe erst vor uns sehen. wenn die pessimisten recht behalten, und weiterhin daran festhalten, dass ein untergang erst dann eine richtiger ist, wenn um dir herum nicht nur ein freund sondern mindesten fünf und ebensoviele familienmitglieder krepiert sind. drunter geht nichts. ist mir egal. und es passiert ja eh nix. alles alte, die krepieren. und die krepieren ja sowieso. wozu also die ganze aufregung. eine purifikation. so natürlich, so selbstverständlich, wie wir menschen an sich. doch klar, aus einer ethisch, moralisch religiösen perspektive heraus schaut das etwas anders aus. aber eigentlich auch nicht viel. ein bisschen beistand geben, den restlichen familienmitgliedern trost spenden. ja. natürlich. aber sonst? herdenimmunität. es lebe die herde, es lebe der hirt.

*21

 

die spaghetti, la grande nation, die tortillas. natürlich geht da nix weiter. die haben von disziplin noch nie was gehalten. ja, schon. fraternité und fascio und franco. aber eben wenig nachhaltig. kaum wird nicht genau hingeschaut, liegen die faulen säcke am strand und vögeln unsere weiber. und wenn man jetzt auf die statistik schaut, dann ist alles klar. die oben genannten und die ganzen ausgewanderten nachkommen der übelsten kriminellen im trampinoland, das sind dann fast alle gekrönten. oder zwei drittel. allerdings: bei den asiaten weiß man nie. die nehmens mit den zahlen auch nicht genau. oder nehmen einfach jene, die ihnen grade willkommen sind. wär das ganze vor hundert jahren passiert, hätts wohl krieg gegeben. ist passiert? spanische grippe? ja, eh. sag ich doch. vorher krieg. nachher krieg. da haben wir doch irgendwie glück gehabt. weil krieg brauch ich jetzt keinen. mir reicht schon, dass ich daheim bleiben muss. wie ein verbrecher. und der liebe gott hat sich auch vertschüsst. weit und breit nix. dabei ist da alles voll von kronen. aber nein. die fetten, feistglatten gesichter und hände greifen derzeit nicht. begreifen nichts. was ja auch einzigartig ist und irgendwie nicht so schlecht. und ohne schule versäumen die kinder gar nichts. nur die eltern, bzw. neudeutsch gegendert, alleinerzieherinnen und alleinerzieher. hauptsache zieher. ziehen, zog, gesogen.

*22

 

die rose will jeden tag ihre reise von ihm zu ihr machen. und sie wird gewinnen. weil der ort ein nirgends ist und die gedanken so frei, wie sie es wollen.

 

monsieure, mai schanselie,

i hon di schnauzn fo o le.

fil schmolz in dainer wo o le

in  gsicht und af di hent

 

...

*23

 

di zait isch fil zu long

mit dainen halen gsi ich te

und folsch sain di ge wi ich te

mir wert schun ongscht und bong

 

und wenn die rosen blühn

geht deine sonne unter

die welt wird wieder bunter

und unsre herzen glühn

 

monsieure, mai schanselie,

i hon di schnauzn fo o le.

fil schmolz in dainer wo o le

in  gsicht und af di hent

 

zu singen z.b. zu folgender melodie:

https://www.youtube.com/watch?v=gjndTXyk3mw

*24

 

der große ami (mon ami) hat gehört, dass das desinfektionsmittel vom nächsten supermarkt, in kleinen dosen mit wasser verdünnt geschluckt, oder, noch besser, einfach direkt in die blutbahn gespritzt, den ganzen körper von innen heraus putzt, und wir vor dem blöden virus keine angst zu haben brauchen. so sagt ein präsident. man könnte auch anal, mon ami. das würde uns, aber auch dir, eher entsprechen. ayurveda aus der neuen welt. die aber auch schon so alt geworden ist, dass sie einen solchen desinfektionspräsidenten produzieren muss. irgendwo hatten wir das doch schon einmal. alle desinfizieren. aber das lassen wir besser. der präsident hat den durchblick durch die locke. der rattenfänger flötet und noch zu vieleviele laufen hinterher. ich auch. ich lauf dem nächstbesten präsidenten, oder einer besseren präsidentin ("macho! macho!") hinterher und lass mich ein und lullen in diese heile welt. alles wird gut. wie alt? über 65? dann schleich di! kein platz, keine zeit, kein geld. du hast geld? dann zeigen, geben, schweigen. so, die spritze. ein bisschen warten. wirkt sofort. alles sicher. alles safe. wir haben das unter kontrolle, wir inländer. und die ausländer verstehen wir nicht. die hätten zeit genug gehabt, sich anzupassen. aber das ist ja eine ganz andere, und lange geschichte. wir desinfizieren uns, dann sind wir die meisten probleme los. weil wir werden durch diese krise marschieren, und wer uns nicht folgt, schreitet den abgründen entgegen.

*25

 

und jeden tag die rose wieder. es geht so langsam wieder wie vorher. wie wenn das ganze schauerliche nicht gewesen wäre. es ist ja in wahrheit nichts gewesen. außer dass diese scheißpolitik uns bis ins letzte winkel unserer privatsphäre verfolgen möchte. und kontrollieren. wir aber lassen uns nicht. ich habs geschafft. ich bringe die rose jetzt jeden tag. im schutzanzug. mit maske. jeden tag derselbe schutzanzug, jeden tag dieselbe maske. kontrolliert niemand. inzwischen kennt man sich. der mit der rose. aber das interessiert hier keinen. ich komme, ich streichle die hand meiner liebsten. wir sitzen so schweigend im zimmer und freuen uns. hie und da rezitiere ich ein gedicht aus unserer jugend, "es ist die liebe" und solche sachen. oder ich brumme ein liedchen aus den siebziger jahren, "du lass dich nicht verhärten", oder aus einem halben jahrhundert früher, "siehst du den mond über soho?". das beruhigt, das macht uns zu dem, was wir nach all den jahren noch sind. dann wird die vergangenheit gegenwart und das futur ist präsent.

*26

 

pause

*27

 

fertig. byby corona. der mammon hat gesiegt. die voroligen und viroligInnen können sich schleichen. und sollen sich das zeug gefälligst mitnehmen. eine halbe ewigkeit waren wir eingesperrt. wir sind so etwas nicht gewöhnt. ich brauche meine berge. ich brauche meinen see. ich brauche mein fahrrad. ich brauche meine touristen. ich brauche meine touristinnen (macho! macho!). ich brauche meinen schnee. wir brauchen unsere freiheit. die freiheit. ich brauche mein auto. ich brauche meine autobahn. ich brauche mein flugzeug. ich brauche meinen urlaub. ich brauche mein urlaubsgeld. ich brauche mein bier. mit dir. ich brauche auch den straßenstrich. ich brauche. wir sind anderes. wir sind nicht wie die. wir haben hier andere bedürfnisse. wir lassen uns das nicht bieten. wir wissen selbst, was zu tun ist. wir. wir. wir. wir. wir. wir. wir. wir. wir. wir. wir. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. ich. meine rose und ich.

*28